Seit vielen Jahren bietet der Angelika Machinek Förderverein für Frauensegelflug e.V. (AMF) rund um die Vorsitzenden Susanne Schödel und Walter Eisele am Anfang der Saison ein Alpenfluglager an. Dieses Jahr folgten seinem Ruf nach Lesce Bled in den slowenischen Karawanken 13 Teilnehmerinnen, darunter ein „reingeschmuggelter“ Jungpilot. Tanja war dabei und schildert ihre Eindrücke.

Neun Trainer – darunter zwei Frauen – teilten die Teilnehmerinnen unter sich auf: Meist flog ein Trainer mit Trainee in Einsitzern, an Doppelsitzern standen der Janus des AMF und der Duo von Veits Verein (1.000 Dank!) zur Verfügung. Davon machten v.a. die Gebirgsanfänger regen Gebrauch. Beim ersten Mal können die Hänge und Bergspitzen schon sehr beeindruckend sein, da geht man mit einem Trainer auf dem Rücksitz doch sehr viel sicherer dran. Die DG1000 des BWLV war außerdem mit einem festen Zweier-Team im Einsatz. Eine traumhafte Trainer-Trainee-Relation!

Ungewöhnliche Warmluft

Anfang April begrüßte uns Lesce mit für die Jahreszeit ungewöhnlicher Warmluft, die die ersten vier Tage das Wetter bestimmen sollte. Schnell wurde aber klar, dass man sich auf die Wettervorhersage, die Caro dankenswerterweise täglich für uns ausführlich erstellte, nicht ganz verlassen konnte – jeden Tag rechneten die Modelle schlechter als am Vortag, jeden Tag war es aber stattdessen ein klein bisschen besser. Anfangs war es oft eine rechte Bastelei an den nördlich des Flugplatzes gelegenen Hängen. Wenn da viele Flugzeuge zusammenkamen und sich in Blubber-Warmluft bis zum Grat kämpften, dann musste man schon sakrisch aufpassen. Hangflugregeln, Blitzer und natürlich Flarm sowie ständige intensive Luftraumüberwachung machen das Fliegen dennoch sicher. Ab Donnerstag kamen dann noch ganze Schwärme von Gleitschirmen dazu – die slowenische Meisterschaft wurde just an den Haushängen des Flugplatzes ausgetragen. Zum Fotografieren der bunten „Teebeutel“ blieb leider keine Zeit, dafür war es am Hang dann doch zu eng.

Abendliches Treffen am Dobratsch

Die Rennstrecke der Trainingspärchen ging in der ersten Wochenhälfte meist bis kurz vor Lienz und zurück. Abends trafen sich die meisten unfreiwillig wieder am Hang des Dobratsch, je nach der vorhergehenden individuellen Unbekümmertheit die einen höher, die anderen tiefer. Mit ständigem Blick auf die Graspiste von Nötsch drehten alle geduldig ihre Achten, um genug Höhe für den Sprung über den Wurzenpass und den Weg nach Hause zu schaffen. Das Durchhaltevermögen und der Biss einiger Teilnehmerinnen und die Geduld mancher Trainer waren bewundernswert. 

Die erste Welle!

Am Dienstag hielt das Wetter eine besondere Überraschung parat: Nach extrem bockigen Schlepps und wildem Hang- und Thermikkampf wurde es plötzlich ganz leise: Welle! Für die, die dieses Phänomen zum ersten Mal erlebten, eine ganz besondere Erfahrung. Auch wenn es kein ausgeprägtes System war, so traf man an diesem Tag doch immer wieder auf einen Wellenaufwind. Wenn das Flugzeug geräuschlos und ohne Rumpeln gleichmäßig ansteigt, ist das schon ein außergewöhnlicher Genuss – nur ein ganz klein wenig durch Saharastaub im wahrsten Sinne des Wortes getrübt.

Die fehlende Front

Für den Mittwoch war der Durchzug einer Kaltfront angekündigt, alle freuten sich nach dem Gepaddel auf die Rückseite – die nicht kam. Weder die Front noch die versprochene neue Luftmasse. Die Hälfte der Truppe polierte also Flugzeuge und aß zum Trost Kuchen aus dem hervorragenden Flugplatzrestaurant. Die andere Hälfte, die es versucht hatte, tankte abends Avgas. 🙂  Ein Motor ist in dieser Umgebung ein sehr großer Vorteil. Der Samstag bot zum Abschluss des Lagers noch fast die besten Bedingungen der Woche. 

Fazit

Die Gastfreundschaft, die die AMF-Gruppe am Flugplatz in Lesce erfahren durfte, war herausragend und hat den Aufenthalt dort erneut zu einem großen Erfolg gemacht: Drei Schleppmaschinen standen zur Verfügung, es gibt viel Platz, und der Flugbetrieb läuft sehr entspannt. Walter Eiseles langjährige Verbindungen zu den Betreibern des Flugplatzes sind die Grundlage für das Lager. Seine Begeisterung und die der Trainer, ehrenamtlich Pilotinnen die Faszination Gebirgssegelflug zu vermitteln, ist einzigartig. Ein dickes Dankeschön geht an den AMF e.V. für die Unterstützung und außerdem an die Bodenmannschaften, denen der reibungslose Ablauf des Flugbetriebs zu großen Teilen zu verdanken war. Nur so konnten die Teilnehmerinnen des Lehrgangs das Vorbeigleiten an Gipfelkreuzen, schneebedeckten Hängen und der Antenne des Dobratsch genießen, hoch überm Drau-, Gail- und Lesachtal.

Werdet Mitglied im AMF und unterstützt den Frauensegelflug!